Nach der Primärtherapie und be-einflusst von Earthplay, experi-mentierte Wolf mit Bildern zur Visualisierung von Wünschen und Konzepten in Bezug auf die Funk-tionen des Geistes, insbesondere der linken und rechten Hirnhemis-phäre, mit Wort und Bild als Spra-che des Verstandes und des Un-terbewusstseins.
Hannes Wader, Bob Dylan, Harald Juhnke
Helmut Schmidt, Hans Rosenthal, Friedrich Nowotny
Prominenten-Serie
Von 1981 bis 1983 schuf Wolf eine Serie von ca. 20 Gesichtern von Personen des öffentlichen Lebens, neben persönlichen Helden wie Bob Dylan, David Bowie, Rod Stewart, Hannes Wader, u.a., insbesondere auch deutsche Show-Größen, die Merkmale wie Spießigkeit und Volkstümlichkeit besaßen.
Für dieses Projekt machte er extra ‚schnuddellige‘ Zeichnungen ihrer Gesichter, oft auf Kassenzetteln, nach möglichst schlechten Fotos aus billigen Fernsehzeitschriften, um die Struktur ihrer Individualität und Menschlichkeit zu erschließen und in die eigene Form zu überführen. Mit dem Episkop projizierte er diese auf die Leinwand, um abermals ihre Struktur zu prüfen, durch Überführung und synthetische Integration in Form und Farbe.
Wolf, dessen kulturelle Bezugsgröße die Pop Art war, intendierte hier einen komplementären Ansatz zu Andy Warhols Stilisierung von Ikonen, indem er die Popularität des Individuums favorisiert. Wolf arbeitet mit den Grundfarben, die er gleichwertig nebeneinandersetzt, so dass sie erst im Auge des Betrachters Synthesen eingehen.
Die ersten Bilder im Kunsthof Schülp entstanden auf Sperrholz- und Spanplatten.
In den frühen Bildern arbeitete Wolf nach der Subtraktiven Farbmischung, später wechselte er zur Küpperschen Farbtheorie, wobei er nur Orange durch Magenta ersetzen musste.
Die Küppersche Theorie basiert auf der Physiologie des Auges, d.h. auf dem biologischen Phänomen, dass wir mittels dreier Zapfen-Typen im Auge nur die Urfarben Grün, Orangerot und Violettblau empfangen können, aus denen die acht Grundfarben, Rot, Cyan, Gelb, Grün, Violett, Magenta, Weiß und Schwarz im Auge synthetisch erzeugt werden.
1984 hatte Wolf begonnen, die statische Ordnung der frühen Bilder aufzugeben, wechselte zu größeren Formaten und einer freieren Formdurchdringung ohne geschlossene Flächen, die zu farbigen Linien führte.
Magenta hatte er - wie die Maler des Mittelalters das Gold - zuvor nur als Hintergrundfarbe verwendet, da Magenta sehr künstlich wirkt, was daran liegt, dass es im Farbspektrum nicht vorkommt, sondern nur durch die Synthese der an den Rändern liegenden Farben Rot und Violett zustandekommt.
Durch die freie Gestaltung und Durchdringung der Farben auf der Leinwand begannen sie sich stärker zu vermischen, was zu dunkleren Bildern führte.
Zudem arbeitete Wolf mit Leinöl, um den Trocknungsprozess des Acryls zu verzögern, was schließlich zu Rissen in der Farbe führte, so dass er 1985 zur Ölfarbe wechselte. Die Familie ist eins der letzten Bilder in Acryl.
1980. Frühe Bilder auf dem Weg in die Kunst
Dies ist ein Kapitel aus meinem Buch:
Wolf Wonder. Über das Emotionale in der Kunst
von Susanne Ursula Meyer
Ein Gespräch vom 12.5.2016, dessen Ausgangspunkt meine Frage an Wolf war, wie er Maler wurde.
Ich hatte kurz zuvor bereits eine intensive Ausführung von ihm erhalten, doch die Aufzeichnung war verloren gegangen, so dass ich nun versuchen musste, Wolf noch einmal etwas zu entlocken. Die Energie dieses Gespräches war eine völlig andere, sehr lapidar, fast interesselos, schilderte Wolf andere Aspekte der Entstehungsgeschichte, und ich bekam eine ganz neue Ansicht der Zusammenhänge, indem deutlich wurde, wie wenig konditioniert sein Handeln, seine Entscheidungen in Wirklichkeit waren, als er, eingeschlossen in einem Hotelzimmer, die Entscheidung getroffen hatte; ‚Ich bin jetzt Maler‘.
Wolf spricht über sein synthetisches Vorgehen, in dem ‚künstlerisch‘ und ‚künstlich‘ Synonyme zu sein scheinen.
S: Wo du gerade sagst, du bist eigentlich Maler geworden, um dich zu erinnern.
Das hab ich noch nie so betrachtet, dass du angefangen hast, mit den Filzstiftzeichnungen, das war ja inspiriert durch Earthplay und du hattest die Therapie hinter dir, und wolltest dich selbst...
W: Na ja, das hat ja sehr viel mit Murphy* zu tun, mit der Visualisierung.
Ich habe ja gewusst, dass...
S: ... also du wolltest dich zur Ursache machen.
W: ...Wünsche und Ziele...
Ja, ja, deswegen ist ja alles schief gegangen.
Das hat alles nicht so geklappt.
Braucht ja keiner zu wissen, Suse.
S: Ne?
[Schweigen]
W: Ich habe ja gemalt, mich, mit einem Koffer voll Geld, oder einen Geldkoffer; ich fand das interessant, ich meine, so wie Warhol..., hat ja auch Geld gemalt... aber jetzt hab ich nur einen leeren Koffer. Ist ja nichts drin.
S: [Lacht]
Immer hat es irgendwie funktioniert, nur ganz anders, als ich wollte.
W: [Lacht] Irgendwas hab ich falsch gemacht.
Ich sag ja, irgendwie hat‘s immer funktioniert, aber immer ganz anders, als ich wollte.
‚Wolf Wonder malt für die Dokumenta‘, hab ich ja geschrieben, hab ich eine Postkarte veröffentlicht, mit Shalom, [ein Bild von 1984] und hatte documenta falsch geschrieben, mit k, und bin bei der Dokumentation gelandet, beim STERN.
Solche Fehler [lacht]...., das darf einem nicht passieren, einem ‚wachsamen Esoteriker‘, einem praktizierenden, das ist [lacht] wie wenn du einen Zauber machst und dich versprichst, und auf einmal bist du ein Huhn statt ein Pferd [lacht], so war das bei mir immer.
Ist doch komisch, findest du nicht?
S: Mmh.
W: Ich hab so einige Sachen gemacht...
S: Aber jetzt ex ante betrachtet. Du kommst aus der Primärtherapie und von Earthplay und hängst deinen Kaufmann an den Nagel, den Kaufmannsberuf, schließt die Firma und sitzt da aber immer noch in deinem Büro, die ersten Filzstiftzeichnungen sind doch da entstanden oder?
In deinem Büro, mit der Breugheltapete und dem grünen Teppich? Richtig?
Dass es Religion gibt, auf eine ganz andere Art und Weise.
W: Ja, auch, aber hauptsächlich auch sehr viel in Schülp.
Hatte das Bauernhaus ja schon.
S: Ah ja. Und dann...
W: Ich kam eigentlich mehr von der Fotografie.
Das muss man sagen.
Ich hatte dann im Flur, in der Roonstraße, oben mit den Lampen..., hatte ich ja so Strahler montiert mir dann, ich hatte den zur Galerie gemacht, und hatte dort von Meike ein Foto und so, das war für mich sehr verblüffend.
Suse! Das ist alles nicht so schwer zu verstehen.
Ich hatte entdeckt, so wie man entdeckte..., dass ich..., von Murphy das Buch kriegte, dass es Religion gibt, auf eine ganz andere Art und Weise, ...dass man selbst religiös ist.
S: Meinst du Energie aus dem Kosmos?
Ich hatte plötzlich für mich entdeckt, dass Kunst existieren darf.
W: Ja.
So hatte ich dann plötzlich entdeckt, ... das war ja in mir gar nicht vorhanden, also..., ich kann das gar nicht sagen..., dass es..., dass es...., das hört sich so banal an, dass Kunst existieren darf, also, dass das ein Wert ist.
Also, ein Foto zu machen, also in dieser vollkommen unspirituellen Familie, Schröer, dass man ein Foto macht und das ist der Wert.
Und das hatte mich beschäftigt.
Und dann hab ich..., ich hatte ja viel mehr Fotos noch, ich weiß gar nicht, wo die alle geblieben sind, ich hatte unendlich viele Fotos, hatte mir der alte E. schon vorgeworfen, weil das ganze Geld immer..., das kostete ja alles ein Vermögen..., ich bin immer zu Karstadt gegangen und hab die Fotos..., hatte ganze Fotoserien auf Bornholm gemacht.
Ich hatte unendlich viel Gelder dafür ausgegeben.
Und selbst als ich noch kein Künstler war, und bei Szymczak und Burges, bei den Installationen da mitmachte*, ich war ja Kaufmann, die Leute nehmen dich ja immer so, wie du bist, und da hab ich ja die Foto..., dokumentiert, und da hab ich gedacht, ‚So‘n Scheiß..., kann ich besser‘.
Da war zum ersten Mal so..., über die Fotos hinaus was zu machen.
Und mein Bruder war ja Künstler.
Und da hätte ich dann das so machen müssen wie er.
Weil, ich bin ja nicht blöd, ich weiß ja, was man von Kunst erwartet. Ich bin ja kein Naiver oder so.
Ich wollte nicht etwas aufgeben, um es dann zu sein.
Und das hab ich nicht gemacht. Hab ich nicht gemacht!
Hat bestimmt auch was mit der Primärtherapie zu tun.
Ich hatte nicht ein Mal versucht..., ich hab erstmal vollständig auf Virtuosität verzichtet.
Und das finde ich heute gut.
Ich hab einfach, wie so mit den Filzstiften, irgendwie..., und das war schon ein Kampf dann, das war ja auch deutlich in der Prominenten-Serie, ich wollte..., aber das kennst du ja auch, die Geschichte, weil, so ist das für mich entstanden.
S: Mmh.
W: Ich wollte im Grunde genommen nicht wieder etwas aufgeben, um es dann zu sein.
Weil, es ist ja nicht schwer zu verstehen, dass ich es dann nie erreiche.
Und die Versuchung in der Kunst ist extrem groß, das muss ja..., jeder Kunststudent muss ja seine Identität aufgeben.
Und muss das machen, was die in der Kunsthochschule von ihm verlangen.
S: Was man macht.
W: Deswegen war das für mich ja gar nicht denkbar.
Das ist ja absurd, also nicht wegen mangelndem Talent oder so, das ist ja egal, weil..., also irgendwo kommt man immer unter.
Ich wollte das nicht.
Außerdem war mir das ja gar nicht so wichtig.
Ich weiß nicht, wieso ich da so..., das hat was mit der Sache zu tun.
S: Mmh.
Mich reizte auf einmal die Farbe.
W: Ich hatte irgendwie Blut geleckt.
Mich reizte auf einmal... die Farben, und natürlich erinnerte ich mich dann..., hatte ja meine Kinderzeichnungen gar nicht, die waren ja alle weg, hab ich ja von Ilse dann später gekriegt.
Und ich war ja gar nicht Künstler, das war ja H., und dann war die erste Ausstellung dann mit H., in seiner Wohnung, die wir leergeräumt hatten und ich war gleichzeitig auch immer der Galerist, der Manager.
Und H. malte ja, Like a Child, mit..., alles hatte er vom Feinsten, mit Acryl und ...dschüühhh... [macht eine Geste des Überflusses] und..., hat er ja, diese Virtuosität.
Und ich hatte dann meine Bilder da, Liebe ist die Verbindung mit Gott und so was, wo die..., hatte ja die Religionslehrerin..., ich hatte dann ne Verlosung gemacht, das waren ja alles meine Ideen [lacht]...
S: Welche Religionslehrerin?
W: Die ganze Ausstellung..., das war gut besucht, das waren alles H.‘s Leute, ich hatte ja gar keine...
S: Wo denn eine Ausstellung?
W: Ich wohnte doch Roonstraße 20, Und H. wohnte Roonstraße 18, und L. wohnte Roonstraße 16, die sind alle hinterher da hingezogen.
Und wir hatten dann seine Wohnung leergeräumt und wir hatten dann diese 200 Watt-Birnen an die Decke gehängt, ich hatte das alles gemacht, selber montiert, und hatten die überall..., und hatten die ganze Wohnung als Galerie gemacht, und da hatte ich die Eintrittskarte, ‚Authentische Bilder‘, die wie so eine Fußballkarte... Eintrittskarte war, drucken lassen, ich war ja auch Grafiker und so, und dann haben wir die Vernissage gemacht und die kamen dann alle.
Da hat H. ja auch ein Bild verkauft, über mich dann.
Und ich hatte eine Bilder-Verlosung gemacht und ein Bild hatte ich verlost und ich hatte ja so kleine Bilder, ich hatte ja auch schon gemalt diese..., deswegen hatte ich ja die ersten Prominenten... [lacht], Helmut Schmidt [siehe Abb. links oben] und so, hatte ich noch mit dem Episkop gemacht...
[Unterbrechung, der Hausmeister klingelt, um die Gegensprechanlage zu reparieren]
Na gut, Suse, um das mal abzuschließen, da hatte die Religionslehrerin, von H. hatte dieses Bild gewonnen, von mir...
S: Welches Bild hat die gewonnen?
W: Eins von diesen kleinen, ich hatte einmal dieses Liebe ist die Verbindung mit Gott, und dann gab es noch eins, das war so eine Landschaft mit Schwarz und Magenta, und das waren für mich schöne Bilder.
Ich hatte ja auch dann dieses Bild gemalt nach Hundertwasser, wo ich mich selbst dann malte, mit Magenta schon, aber ich hatte, wie gesagt, die Prominenten hatte ich mit dem Episkop gemacht, dass das wenigstens ein bisschen nach was aussieht. [Lacht] Sonst steh ich das nicht durch.
Und das hat aber funktioniert.
Ich wurde jetzt nicht... da, ich hatte ja eh keine Lobby, ich war ja noch ganz stark in dem Kontext da mit D. und der Ablehnung, und ich wusste nicht, dass diese ganze Ablehnung einfach mit meiner Person zu tun hat.
Und da bin ich nicht reingegangen, deswegen war ich von vornherein schon mutig.
Und dann war das ja..., hab ich das aufgelöst [die Wohnung von H., um sie in eine Galerie umzuwandeln], und das war meine erste Ausstellung.
‚Authentische Bilder‘.
Und dann hab ich ja mich nach Schülp verlagert auch.
Aber so war das eigentlich.
Mit dem Malen.
Ich hab ja nicht gemalt, um Erinnerungen freizulegen.
S: Nein, das ist mir schon klar.
Mich hatte immer beschäftigt, was Bilder sind.
W: Aber mich hatte immer beschäftigt, was Bilder sind, und das ist ja das Verhängnisvolle daran.
Also es hätte ja auch eine Sackgasse sein können.
Ich hatte ja eigentlich..., verstehst du, ich war doch auch nicht..., ich war doch weder Kaufmann noch..., ich hatte auch überlegt, ob ich Krimiautor werde oder Maler.
Und eigentlich wollte ich Krimi-Autor werden.
S: Mmh.
W: Aber das Schreiben ist so mühselig [lacht] und... ich weiß es doch gar nicht, warum...
Ich hätte auch sagen können, ich werde..., weiß ich nicht ... Filmemacher oder... irgendwas, ich weiß es nicht.., irgendwas, also..., aber die Aufzeichnungen hab ich ja nicht mehr.
Verstehst du, als ich sagte, ‚Ich bin jetzt Maler‘, war das doch genauso fremd wie, ‚Ich bin jetzt Kaufmann‘, oder ‚Ich bin jetzt Tonnadel-Händler‘, oder... Chemiker oder Volkswirt, oder was weiß ich, es gibt doch genug Berufe.
Arzt hätte ich ja nicht sagen können, hätte ich studieren müssen, also, das war absurd.
Und ich hab das dann gesagt.
Das war ja so sonderbar, außerdem hatte ich ja gar nicht darüber geredet.
Ich hatte dann irgendwie..., erstmal hatte ich das Gefühl..., ich war erleichtert, dass ich da nicht länger in dem Hotel bleiben musste, weil das war ja schweineteuer.*
[* Wolf hatte sich im Hotel Interconti in Hamburg eingemietet und beschlossen, das Zimmer erst zu verlassen, wenn er eine Entscheidung getroffen hätte, welcher Tätigkeit er zukünftig beruflich nachgehen wollte.]
Zweitens merkt man das irgendwie, dass..., die ganze Last war weg, ich weiß nicht wieso [lacht].
Und da hab ich gesagt, ich bin jetzt Maler.
Und dann hab ich..., bin ich nachhause gefahren, wusste ja nur Kirsten [Wolfs Angestellte], wo ich war, ich hatte ja die ganze Firma noch an der Hacke und so, hab ich gesagt zu Brigitte, ‚Ich bin jetzt Maler‘.
Ich hätte auch sagen können, ‚Ich bin jetzt‘... weiß ich nicht... Molkereibesitzer oder Gastwirt oder so.
Es war egal.
Ich hatte ja keine Bilder und war ja gar kein..., gar nichts.
Und das Schließen der Firma ging alles ratzfatz, zack zack zack, war ja eine unendliche Erleichterung.
Und dann war ich Maler.
Und das war schwierig auch, weil ‚Mirus und Anders‘, [Werbeagentur] ich hatte ja mein soziales Umfeld auch, ich kann ja nicht da hinkommen und sagen, ‚Ich bin jetzt Künstler‘, [lacht], die sperren dich ein, denken, ich bin verrückt geworden oder so.
Und das entwickelte sich dann irgendwie, und ich bin es heute, und ich bin es und ich bin es nicht.
Und irgendwann hab ich diesen Kampf dann aufgegeben.
Ich hab doch unheimlich dann daran gearbeitet, an der Identität. Mit Künstlernamen und... Experimenten...
Weil, du darfst nicht vergessen, ich war eigentlich immer ein sehr kreativer Mensch mit den Händen.
S: Ja.
W: Ich hab auch mit Brigitte dann diese..., in Schülp, da gibt es ein Foto, diese Buchstaben BS, [Initialen von Brigitte Schröer] ich hab das so..., ich war immer schon..., eigentlich war ich sehr konzeptuell immer.
Ich hatte bei Schulz, beim Trödler, gab es so Buchstaben, die waren von der Werbung, die waren so groß, so golden hinter Glas, schwarzes Glas, und da gab es das B und das S, gab es da.
Und die hab ich dann eingerahmt, im goldenen Rahmen.
Und die hingen in Schülp dann an der Wand, BS.
Hatte ich als Kunst definiert.
Wie gesagt, Fotos hatte ich ja auch, Collagen-Technik sowieso, also von daher war ich da nicht so ganz ..., und gesammelt hatte ich ja dann immer diese, merkwürdigerweise, ich mochte immer ganz gerne diese Radierungen.
Mit den schwarzen Rahmen, die fand man bei Schulz, auch alte, und für mich war das schon Richtung Kunst, ich hatte dann immer die ganzen Radierungen an der Wand, in schwarzen Rahmen, weiß auch nicht, warum ich die mochte und dann hatte ich ja diesen Fuchs, das ist ja auch Kunst, das hatte mich fasziniert, diesen Fuchs, aus der Schule, den gab‘s auch bei... [Schulz], aufgerollt, die Schüler hatten doch so Wandkarten und Tiere.
S: Aus dem Biologieunterricht.
W: Ja, ... so wie den Wasserpolypen..., und da hatte ich den Fuchs.
Den hatte ich auch gerahmt und der hing bei mir.
Aber dann kamen meine Bilder da rein.
Erst diese Zeichnungen und dann in Schülp die beiden Bettlaken-Bilder, ich hatte ja keine Leinwand und nix...
S: Also du hattest noch nie auf Leinwand gemalt und hattest angefangen mit zwei Bildern auf Bettlaken?
W: Doch, ich hatte vorher ein Bild auf Leinwand, das Sechs Millionen-Bild [Foto, Wolf und Brigitte vor ersten Bildern, oben]
Das war auf Leinwand.
Das existiert auch nicht mehr.
Das war mein drittes Bild.
Das erste war auf Spanplatte, das zweite war auf Sperrholz und schon mit Lascaux-Farben, und das dritte auf Leinwand.
Und dann hatte ich die Bettlaken, weil in Schülp hatte ich ja kein Geld mehr.
Vorher hatte ich ja Geld.
Und merkwürdigerweise war dieser..., in Heide, wo ich als Kind immer, in der Großen Westerstraße, immer die Comic-Hefte mir gekauft hab, da gegenüber oder auf der gleichen Seite, da war die Farbhandlung von dem Schwatsch, der Alte, dessen Sohn war in Berlin Maler, und der hatte Lascaux-Farben.
So bin ich dazu gekommen.
Und das hatte mich schon immer sehr beschäftigt.
Mit den…
S: … Primärfarben?
Ich hab alles einfach synthetisch zusammengewürfelt.
W: Ja, ja, mit der Helligkeit und den Farben.
Das hatte ich ja alles schon, Suse.
Das klingt alles so, als wenn ich wie die Jungfrau zum Kinde dazu gekommen wäre, aber ich hab mich schon für Seurat und solche Dinge…, für Physik interessiert.
Ich hatte Optikus + Fotomann [Experimentierkasten von KOSMOS], mit Lichtbrechung und…, das ist ja faszinierend, Prismen und Farben, das war immer schon bei mir.
Comic, Farben, das war einfach so.
Wilbur der Esel, mit den Farben…
Verstehst du, deswegen bin ich so unmittelbar daran gegangen.
Ich hab alles einfach nur synthetisch zusammengewürfelt, gesetzt.
Ich hab mich bemüht, nicht irgendwas, irgendwie… ein Fertigprodukt zu nehmen.
Sondern alles…, und so schlimm sah das ja aus teilweise [lacht], wie du siehst, dass man das gar nicht aushalten kann.
Ich hab doch nicht gleich auf Bascquiat gemacht, oder Dubuffet.
Außerdem kannte ich ja auch van Gogh, Munch…, was denn noch…, ja alles eigentlich, Cezannes.
H. war ja abonniert auf Impressionismus.
Pissarro, Utrillo fand ich ganz gut, ich mochte Stadtlandschaften auch immer ganz gerne.
Also verstehst du, ich hab das Gefühl, dass ich eigentlich ein Künstler bin, Suse.
Das ist mein Problem.
Und der darf ich bis heute nicht sein.
Und das werde ich auch nicht mehr auflösen, dass ich das nicht sein darf.
Ich weiß es nicht, Suse, es ist einfach irgendwas Himmlisches.
Ich weiß es nicht.
Ich weiß auch gar nicht..., ich hieß da ja auch noch gar nicht Wolf Wonder.
Fortsetzung am 20.5. 2016
S: Bist du nicht dort auch synthetisch vorgegangen?
Du sagtest, du hast das mit der Kunst alles nur synthetisch zusammengewürfelt.
Wie war das mit dem Künstlernamen?
W: Bin ich ja auch.
Das war ja meine Absicht.
S: Ja.
W: Deswegen war das ja so schwierig.
Weil man den sozialen Sinn nicht erkennt.
Ich hab ja nicht…, ich bin ja nicht ausgestiegen, ich wollte ja nicht…, weiß ich nicht…, nach Thailand oder so, und da ne Bar aufmachen.
Das hatte ich ja alles schon hinter mir [lacht].
Mit der Firma. Das war ja schon gelaufen. [Lacht]
Das brauchte ich ja nicht nochmal.
Nein, ich bin doch…, ich wusste doch nicht, dass ich nicht Wolfgang Schröer bin.* [*Den Beweis erhielt Wolf erst 2008 durch einen Geschwister-DNA-Test]
Und in meiner Firma hieß ich, ich hatte ja sehr stark damit gearbeitet, Wolfgang E. Schröer, also, wie die Amerikaner, also einen zweiten Buchstaben, George W. Bush, aber den gab’s damals noch nicht.
Ich war ja nicht blöd.
Aber der Name war ja auch erstens ruiniert, durch den Konkurs, und zweitens war das ja gar nicht mein Name.
Ich war ja weder Wolfgang Schröer, noch Wolfgang E. Schröer.
Und da mein Großvater, der hieß ja Rosenberg, und hatte als Künstlernamen Valdis Kalnroze, war das ja für mich ganz leicht, mir einen Künstlernamen zu geben.
Das Schwierige war nur, welchen?
Und da bin ich wie immer…, in Schülp saß ich da, intuitiv vorgegangen.
Und Eins wusste ich genau, dass ich mich…, meinen Vornamen so behalte, wie ich als Kind gerufen wurde, von meiner Mutter, also Wolf. Nicht Wolfgang.
Und da ich ja mit Magie und so weiter viel am Hut hatte, und arbeitete, noch, war ja mehr diese irrationale Phase bei mir auch, hatte ich dann…, wollte ich mich Wolf Mandala nennen.
Zumal ich ja dieses Mandala hatte…, ich hatte dieses Buch auch, Der Mensch und seine Symbole...
S: C. G. Jung.
W: ...von C. G. Jung, und ich fand Mandalas auch irgendwie faszinierend, ich war ja noch am Anfang meiner Gestaltung, und hatte in Kalifornien diesen Anhänger gekauft mir.
Den trug ich immer.
Ich war ja sehr stark spirituell angehaucht.
Alle waren ja in der Zeit auf dem Trip.
Ich kam ja aus der Therapie auch, da waren ja nur..., also, ich musste mich dagegen abgrenzen.
Das andere war…, ich konnte mich ja nicht Wolf Miracle nennen, das klingt ja wie Nudeln, Miraculi, es gab ja auch Miraculix und so...
S: Miracel Whip.
W: Und so blieb mir gar nichts…, Mandala…, da kann ich Gott nur auf Knien danken, dass ich das nicht gemacht hab, das war sehr eng gefasst.
Und deswegen kam ich dann sprunghaft…, was ja irgendwie auch…, ich weiß noch, als ich P.D. erzählte, ich heiß jetzt…, ich hab meinen Künstlernamen jetzt, Wolf…, ‚Wonder‘, sagte er da.
Das war ganz sonderbar irgendwie, als ob er das empfangen hätte.
Also, das war für mich irgendwie klar, dass ich so heiße.
Ich weiß nicht, warum.
Hatte mit Steve Wonder überhaupt nichts zu tun.
Und dann musste ich ja…, ich hatte ja diese schreckliche Handschrift…
Ich dachte, ich stehle einfach die Erfolgsstruktur von Anderen.
Als Arzt musst du ja unterschreiben wie ein Arzt und als Künstler muss man unterschreiben wie ... wie Picasso oder..., so ein Schriftzug.
Und da hatte ich absolut keine Lust zu, weil ich das ja synthetisch machen wollte und mir gefiel…, also mir ging es ja auch um Erfolg, und ich dachte, ich stehle einfach die Erfolgsstruktur von Anderen und hab dann den…, übernommen…, weil, als Kind mochte ich das immer schon gerne, Walt Disney.
Und deswegen hatte ich das dann geübt, weil das war ja…, vorher hatte ich immer noch…, das hatte ich auch, als ich Wonder hieß, hab ich Bilder unterschrieben mit Wonder, in Druckbuchstaben.
Ich wusste, dass ich auch das haben musste.
Deswegen hab ich das geübt, komm, ich zeig dir mal was…
[Holt aus einer Schublade ein Donald Duck-Heft hervor und zeigt mir den Schriftzug von Walt Disney und die relevanten Buchstaben aus dem Namen]
Und das ist mir zu meiner…, das merkte ich, das war mir näher als alles andere.
Das ist ja oft so, dass das Fremde dir näher ist, als das scheinbar vertraute.
Und das gefiel mir dann.
Und ich hatte ja dann auch mit Magenta viel zu tun und hatte das auch gemacht, den Schriftzug in Magenta.
Mehr ist es eigentlich nicht.
Aber da hängt sehr viel dran.
S: Ja, ja.
W: Weil ich hatte ja auch die grandiose Idee, sehr früh, in Wesselburen mir den Namen im Ausweis eintragen zu lassen. Das ging.
S: Und hat die Tatsache, dass du dich Wolf Wonder genannt hattest, eine Rückwirkung auf dein Identitäts-Empfinden?
W: Das kann ich nicht beantworten.
Ich hatte es vermieden, eine Doppel-Identität zu machen, das wäre ja auch angemessen gewesen, weil ich ja mit der Firma auch gescheitert war, quasi ne neue Identität, ein Alias aufzubauen.
Aber das wollte ich nicht.
Aber ich hatte dann immer so rumgemacht.
Weil…, in Deutschland gibt es ja keine Künstler, also die werden ja vom Volk nicht geliebt, das wusste ich ja, von daher hatte ich gar keine Position.
Verstehst du, also, ich hab das dann mehr oder weniger…, das hab ich schon von Anfang an gemacht, als Branding.
Da ich ja vorher…, verstehst du, ich war ja vorher Herr Meyer*, das darfst du nicht vergessen, Suse, von Meyer & Dyckhoff, das war ich ja auch nicht. [*Wolf hatte aus der Kommanditgesellschaft Meyer & Dyckhoff die Rolle des ehemaligen Komplementärs Meyer übernommen]
Und ich hatte ja mit den Firmen immer…, ich war ja auch der ‚Kleine Wolf‘*, ich hatte das mit dem Branding schon immer ganz stark. [* So hatte Wolf seinen Imbiss genannt, den er im Kunsthof Schülp eröffnet hatte.]
Das ist ja auch sehr zeitgemäß eigentlich. Corporate Identity.
Walt Disney hatte ich mir eigentlich, nicht so sehr als Person, sondern auch als Firmen-Namen…
S: ...als Marke.
W: …Markennamen, ja, und so hatte ich das auch verstanden, dass das mein Branding war, also das war meine Marke.
Aber dann hatte ich ja auch mein Konto unter Wolf Wonder, und dadurch, dass ich diese Probleme hatte, mit der falschen Identität, die hatte ich ja nicht bewusst, ich hatte ja nicht den DNA-Test, die war ja nur in der Ahnung, oder im Wissen, aber nicht im richtigen Wissen, also, ich weiß nicht, wie man so was nennt.
Dadurch hatte ich dann immer den Kampf und ich bin ja dann auch aus Schülp weggegangen, und in Segeberg war ich dann, weil ich dort in eine…, das war auch meine Absicht, ich wollte…, ich wusste ja nicht, dass die Stadt faschistisch ist, ich wollte in eine Kleinstadt, eine bürgerliche.
Bürgerlich, spießbürgerlich, hätte mir nichts gemacht.
Ich wollte das von der Pike auf..., kucken, Wie sind die Strukturen?, weil ich die ja nicht hatte, also, ich war ja in Pinneberg nicht der, der ich war.
Und dadurch war ich dort Wolf Wonder.
Atelier Wonder.
Da hab ich ja viel gemacht.
Aber immer in Form von Branding.
Ich war dann auch ‚Herr Wonder‘.
Segeberger Kunsttage, Wolf Wonder, die kannten mich auch gar nicht anders.
Mein Postbankkonto war Wolf Wonder, beim STERN kriegte ich sogar meine Honoraranweisung auf Wolf Wonder. Nicht auf Wolfgang Schröer.
Ich war immer mehr Wolf Wonder geworden.
Nur nicht…, beim BBK nicht, und bei der Künstler-Sozialkasse nicht, da durfte ich es nicht sein.
Warum, weiß ich nicht.
Und so war der Kampf dann immer, Schröer gegen Wonder, am Ende hatte ich dann zwei Identitäten.
Was ich gar nicht wollte, eigentlich.
Also eigentlich gar keine. [Lacht]
© 2021 by Susanne Meyer
Das Buch Wolf Wonder. Über das Emotionale in der Kunst, von Susanne Ursula Meyer, ist 2020 bei BoD erschienen.